Innovative Energiegewinnung aus landwirtschaftlichen Flächen für nachhaltiges Bauen
Was ist Agrothermie?
Agrothermie ist ein innovatives Energiekonzept, bei dem Wärme aus landwirtschaftlich genutzten Böden mittels unterirdischer Rohrsysteme gewonnen wird. Ähnlich wie bei der oberflächennahen Geothermie werden in Ackerflächen großflächige Erdwärmekollektoren verlegt, die die Umgebungswärme des Bodens aufnehmen und über eine Wärmepumpe zur Heizung und Kühlung von Gebäuden genutzt wird.
Diese Technik ermöglicht die gleichzeitige Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für Energie und Lebensmittelproduktion – eine wichtige Komponente für die Sektorenkopplung in der Energiewende.
Funktion und Phänomen der Agrothermie
Phänomen: Der Boden speichert Sonnenwärme und Umgebungsenergie. Diese wird auch bei Bewirtschaftung nicht wesentlich gestört, da die Kollektoren in ca. 1,5–2,0 m Tiefe verlegt werden.
Funktion:
Wasserführende Rohrleitungen werden unter der Ackerfläche verlegt.
Eine Sole-Wasser-Wärmepumpe entzieht dem Boden Energie.
Die gewonnene Wärme wird für die Raumheizung, Warmwasserbereitung und sogar Kühlung von Gebäuden eingesetzt.
Überschüssige Energie kann in Kälte- oder Wärmespeichern zwischengespeichert werden.
Vorteile der Agrothermie in der Bauindustrie
Doppelte Flächennutzung
Landwirtschaftliche Flächen dienen gleichzeitig der Lebensmittelproduktion und Energiegewinnung – ohne Flächenversiegelung.
Erneuerbare Energiequelle
Nutzung regenerativer Umweltwärme – besonders klimafreundlich und emissionsfrei.
Stabile Energieversorgung
Wetterunabhängige, ganzjährig nutzbare Wärmequelle mit hoher Versorgungssicherheit.
Wirtschaftlich bei großen Neubauprojekten
Besonders geeignet für Wohnquartiere, Gewerbegebiete oder Energiegemeinschaften in ländlichen Regionen.
Reduzierte Heizkosten & Betriebskosten
Geringe Energiekosten im Betrieb, besonders bei hohem Wärmebedarf.
Planbar und skalierbar
Agrothermie-Systeme lassen sich modular aufbauen und in Quartiers- oder Nahwärmenetze integrieren.
Nachteile und Herausforderungen
Hoher Flächenbedarf
Pro angeschlossenem Gebäude werden mehrere Hundert Quadratmeter Ackerfläche benötigt – nur sinnvoll in Regionen mit ausreichend landwirtschaftlicher Nutzfläche.
Investitions- und Planungskosten
Die Erschließung, Verlegung der Kollektoren und Anbindung erfordern hohe Anfangsinvestitionen und geotechnische Planung.
Bodenbedingungen entscheidend
Der Wärmeentzug darf die Bodenqualität nicht beeinträchtigen – regelmäßige Kontrolle notwendig.
Genehmigung und Kooperation nötig
Absprachen mit Landwirten, Kommunen und Behörden sind Voraussetzung für die Umsetzung.
Bedeutung der Agrothermie für die Bauindustrie
Agrothermie eröffnet der Bauindustrie völlig neue Perspektiven für nachhaltige Energieversorgung, insbesondere in ländlichen und stadtnahen Neubaugebieten:
Sektorenkopplung auf Quartiersebene: Durch die Verbindung von Landwirtschaft und Bauwirtschaft entsteht ein integriertes Energiesystem – ideal für klimaneutrale Siedlungen oder regionale Energiegemeinschaften.
Nachhaltige Projektentwicklung: Investoren und Projektentwickler profitieren von einem grünen Energieprofil, das durch Agrothermie gestärkt wird – förderfähig nach GEG, BEG oder kommunalen Klimaplänen.
Landnutzung ohne Flächenkonflikt: Die parallele Nutzung für Landwirtschaft und Energie ist besonders ressourcenschonend – ein Pluspunkt für nachhaltige Bauleitplanung.
Starke Synergie mit Wärmepumpen, Kältespeichern und Nahwärmenetzen: Agrothermie kann problemlos mit bestehenden Techniken kombiniert werden – ideal für ganzheitliche Energiekonzepte im Neubau.
Fazit: Agrothermie – Energie aus dem Ackerboden für die Bauwende
Agrothermie ist eine zukunftsweisende Technologie, die erneuerbare Energiegewinnung mit landwirtschaftlicher Nutzung vereint. Für die Bauindustrie bietet sie eine klimafreundliche, flächeneffiziente und wirtschaftliche Lösung zur Energieversorgung von Gebäuden und Quartieren. Besonders in ländlichen Neubaugebieten stellt sie eine attraktive Alternative zu herkömmlichen Heizsystemen dar – und leistet gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und zur regionalen Wertschöpfung.
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